Point de Suisse

2015

Kann man ein guter Schweizer, eine gute Schweizerin sein, wenn man erst um 9 Uhr aufsteht? Würden Sie einen Flüchtling bei sich zuhause aufnehmen? Oder: Welches Ereignis würden Sie gerne aus den Schweizer Geschichtsbüchern streichen? In den letzten zwei Jahren wurden der Schweizer Bevölkerung 45 unbequeme bis provokative Fragen zu Heimat, Arbeit, Politik, Migration, Kultur, Werten und Zukunft gestellt.

Diese Website versammelt eine Auswahl der Antworten und Analysen und bietet einen tiefen Einblick in die Hoffnungen und Ängste der Schweizerinnen und Schweizer. «Point de Suisse» ist ein crossmediales Kunstprojekt von Com&Com mit gesellschaftspolitischer Zielsetzung, das im öffentlichen Raum, im Museum, in den Medien und im Internet stattfand.

Auf Einladung des Festival de la Cité fand 2014 eine erste Durchführung des crossmedialen Kunstprojektes «Point de Suisse» in Lausanne statt und griff das berühmt-berüchtigte Gulliver-Projekt der Expo64 wieder auf. Ein vor 50 Jahren vom Bundesrat zensuriertes und amputiertes Projekt wurde für die Gegenwart aufbereitet und zu Ende geführt. War die erste Durchführung noch partiell ein „Reenactment“, blickt die zweite Durchführung am Vorabend der eidgenössischen Wahlen 2015 auch in die Zukunft und wagt Prognosen.

front

Die Antworten von «Point de Suisse» fanden ein starkes Medienecho und wurden von namhaften Wissenschaftlern ausgewertet und in zahlreichen Debatten diskutiert. In diesen Debatten zeigte sich, dass eine Umfrage wie «Point de Suisse» durchaus in der Lage ist, der Bevölkerung eine heterogenere und widersprüchlichere Stimmungslage zu entlocken als zuweilen die Wahlresultate an der Urne vermuten lassen. Durch die beiden Umfragen liegt nun ein sorgfältig ausgewertetes und in der öffentlichen Diskussion erprobtes Material vor, das sicher auch in den nächsten Jahren aktuell bleiben wird und zu weiteren Studien einlädt.

Die «Point de Suisse»-Umfragen stehen quer zu herkömmlichen (politischen) Volksbefragungen. Auftraggeber ist weder der Bund noch ein Verband, weder eine Partei noch eine Firma. Den Auftrag gaben wir uns selbst mit dem Ziel, etwas herauszufinden über die historische Entwicklung und den historischen Moment, in dem wir stehen, über die Bedingungen unseres Denkens und Handelns. Aber auch über uns selbst: (Um-)Fragen als Methoden des kritischen Denkens, als Einmischung der Kunst in gesellschaftliche Belange.

«Point de Suisse» ist eine interdisziplinäre Kollaboration von Künstlern und Wissenschaftlern, bestehend aus dem Schweizer Künstlerduo Com&Com (Johannes M. Hedinger, Marcus Gossolt), der Künstlergruppe IIPM (Milo Rau, Rolf Bossart) und einem wissenschaftlichen Beirat (2014 von der Universität Lausanne, 2015 von der Universität Basel). Aber auch jede(r) der rund 8000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der beiden Umfragen ist ein entscheidender Teil dieser sozialen Denk- und Diskussionsskulptur. Ihnen gilt unser grosser Dank.

Abschliessend erschienen die gesammelten Resultate der Umfragen 2014 und 2015 zusammen mit Analysen und Interpretationen von Wissenschaftlern und Experten als Publikation im Christoph Merian Verlag (ISBN 978-3-85616-682-3).
CH 29.-, EUR 28.- HIER zu bestellen

Buch dummy

POINT DE SUISSE – Die Vermessung der Schweiz

300 Seiten, deutsch/französisch, mit Texten von Dirk Baecker, Lukas Bärfuss, Frank Bodin, Luc Boltanski, Rolf Bossart, Com&Com, Cédric Duchêne-Lacroix, Anita Fetz, Max Frisch, Ronnie Grob,Johannes M. Hedinger, Kornelia Imesch, Thomas Isler, Michael Kinzer, Wolfgang Koydl, Georg Kreis, Sophie-Thérèse Krempl,Walter Leimgruber, René Levy, Claude Longchamp, Ueli Mäder, Mathieu Menghini, Olivier Moeschler, Gudrun Piller, Milo Rau, Marco Salvi, Regula Stämpfli, Peter Streckeisen, Albert Tanner, Jakob Tanner, Christa Tobler, Elena Vuille-Mondada.