Dritter Akt:
Nach der Expo 64
1967 wurde Apothéloz vom amerikanischen Anthropologen Raoul Narroll angeschrieben. Dieser ist Professor an der Northwestern University in Chicago und interessiert sich sehr für die Voruntersuchung „Un jour en Suisse“. Apothéloz erhält von der Bundesregierung die Erlaubnis, Mikrofilme des Untersuchungsmaterials herzustellen unter der Bedingung, dass die Filme unter keinen Umständen veröffentlicht werden, nachdem Narroll seine Arbeit abgeschlossen hat. Aufgrund einer Überschwemmung in Apothéloz’ Keller existieren zu diesem Zeitpunkt nur noch 790 (rund 40’000 A4-Seiten) von den ursprünglichen 1’178 ausgefüllten Fragebogen. Von diesen lässt Apothéloz Mikrofilme anfertigen, die er in die Vereinigten Staaten schickt. 1979 enthüllt Apothéloz in einer Radiosendung, dass alle in seinem Keller gelagerten Lochkarten und Fragebogen, „von denen die Schweizer nichts wissen wollten“ (RTS, Censure à l’Expo), vor kurzem in einer Papierfabrik gelandet seien.
Im Laufe der 1990er Jahre werfen die Vorbereitungen auf die Expo 01 (die spätere Expo 02) erneut Fragen zur Schweizer Identität und zur Expo 64 auf. René Levy, Professor für Soziologie an der Universität Lausanne, der sich ebenfalls für die Umfrage „Un jour en Suisse“ interessiert hat, erfährt von Narrolls Projekt. Er findet heraus, dass dieser mittlerweile verstorben ist, aber bedeutendes Material im Archiv der Universität von Buffalo zurückgelassen hat. Ein Journalist der TSR, der 1998 eine Sendung über die Affäre Gulliver vorbereitet, holt die Kopien der Mikrofilme in die Schweiz zurück und bringt sie ins Stadtarchiv von Lausanne. Dort befindet sich bereits der Bestand von Apothéloz, der 1982 verstorben ist, sowie jener von Ariane Deluz. Diese Mikrofilme sind das Einzige, was von der Voruntersuchung „Un jour en Suisse“ übrig geblieben ist. Vom Gulliverspiel sind die Resultate verloren, ausser dem siebenseitigen Bericht, in dem Apothéloz die Ergebnisse der rund 130’000 Fragebogen zusammengestellt hat, die bis zum 15. Juni 1964 ausgefüllt worden sind.
2014, im Rahmen der Feier des 50. Jahrestags der Expo 64, beschäftigen sich die Medien erneut mit der Affäre Gulliver. So auch das Projekt «Point de Suisse», das sich dem Thema und der Geschichte auf künstlerische Weise als Reenactement mit einem neuen Questionnaire annimmt.